Zahlen und Fakten zum Littering
Wer in den Ulmer Grünanlagen spazieren geht oder in der Stadt auf Wegen und Plätzen flaniert, begegnet an vielen Orten Müll:
- Pizza- und Burgerkartons, Dosen, To-Go-Becher aus der örtlichen Gastronomie
- Flaschen, Bonbonpapiere, Kronkorken oder Dosenringe von mitgebrachten Speisen und Getränken
- Scherben, Kaugummis, Taschentücher und sonstiger Müll
- Zigarettenkippen ...
Das achtlose Entsorgen von Abfällen auf Wegen und Straßen, in Parks, auf Spielplätzen und an anderen öffentlichen Orten, das sogenannte "Littering" hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bedingt durch die Corona-Pandemie, wachsenden Take-away-Konsum und Verpackungsflut, weitet sich auch die Vermüllung des öffentlichen Raums immer mehr aus.
Da der gesamte Müll aus Straßenkehricht und Mülleimern von der Straßenreinigung zusammen abgeholt und entsorgt wird, gibt es leider keine genauen Zahlen zur Menge des Litterings. Experten schätzen den Anteil jedoch auf 10 bis 25 % des gesamten Straßenmülls.
Ulmer Zahlen
Menge des Straßenkehrichts in 2020: 920 Tonnen, umgerechnet ca. 7,3 kg pro Einwohner und Jahr
Geschätzter Littering-Anteil ca. 0,7 - 1,8 kg pro Kopf der Ulmer Bevölkerung
Kosten der Vermüllung
Rund 700 Millionen Euro pro Jahr zahlen die Städte und Gemeinden in Deutschland, um Parks und Straßen von Zigarettenkippen, To-Go-Bechern und anderen Einwegplastik-Produkten zu reinigen sowie öffentliche Abfallbehälter zu leeren und die Abfälle zu entsorgen. (Studie des Verbands kommunaler Unternehmen von 2020)
Es ist ein Irrglaube, dass wir nichts mit dem Müll auf den Straßen, Gehwegen und in der Natur zu tun haben. Auch wenn wir nicht die Verursacher sind, tragen wir dennoch die Kosten der Beseitigung. Die Städte, Gemeinden und Landkreise und damit alle Steuern- und Gebührenzahlende müssen für die hohen Entsorgungskosten aufkommen.
Ursachen des Litterings
Ob beim Feiern in der Friedrichsau, beim Verzehr von Pizza oder Burger in der Fußgängerzone: Überall wo Menschen sich aufhalten, entsteht auch Müll. Stehengelassene Getränkeflaschen, Dosen, weggeworfene Zigarettenkippen, Kaugummireste, benutzte Papiertaschentücher, Bonbonpapiere, Kronkorken, Fast-Food-Kartons und andere Verpackungen zeugen vom achtlosen Umgang mit dem eigenen Müll.
Als Gründe wurden bei Befragungen von den Litterern selbst am häufigsten Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit und mangelnde Erziehung bzw. mangelndes Bewusstsein genannt. Die einen sind zu bequem, ein paar Meter bis zum nächsten öffentlichen Papierkorb zu laufen. Anderen ist es gleichgültig oder einfach nicht bewusst, welche Auswirkungen der sorglose Umgang mit dem Müll hat, da sie z.B. Zigarettenkippen fälschlicherweise nicht für umweltschädlich halten.
Auswirkungen des Litterings
Müll auf Wegen, Straßen, Plätzen, in Grünanlagen, auf Spielplätzen, an Containerstandorten u.a. verschandelt nicht nur das Stadtbild und beeinträchtigt die Lebensqualität der Menschen in der Stadt.
Die Vermüllung stellt auch ein massives Problem für die Umwelt dar. Tiere halten Plastikmüll für Nahrung und verhungern bei vollem Magen oder verfangen sich in Tüten, Netzen oder anderen Abfällen. Ratten und andere Schädlinge werden durch offenen Müll angelockt und werden zur Plage, übertragen eventuell auch Krankheiten.
Plastikverpackungen zersetzen sich zu Mikroplastik, gelangen in die Böden, die Gewässer, ins Grundwasser und von da aus in die Nahrung und unsere Körper. Giftstoffe aus Zigarettenstummeln und Alkoholreste verstärken den umweltschädlichen Cocktail.
Abbauzeiten von Abfällen
Es dauert nur einen Augenblick, Müll in die Umwelt zu werfen. Doch es kann bis zu 450 Jahre dauern, bis eine Plastikflasche zerfällt. Und obwohl auch Plastik sich allmählich zersetzt, ist es nicht vollständig abbaubar. Wir produzieren Müll in einer Geschwindigkeit, mit der die Natur nicht mithalten kann.
Ein paar Zahlen zu den Abbauzeiten bestimmter Produkte bzw. Materialien:
- Papiertüte: 6 Wochen
- Zeitungspapier: 1 bis 3 Jahre
- Papiertaschentuch: 3 Wochen bis 5 Jahre
- Blech: 50 bis 500 Jahre
- Aluminium: 10 bis 100 Jahre
- Alufolie: 200 bis 400 Jahre
- Plastiktüten: 100 bis 500 Jahre
- Plastikflasche: 450 bis 5.000 Jahre
- Tetrapack: 50 bis 100 Jahre
- Nylonfasern: 60 Jahre
- Styropor: 6.000 Jahre und mehr
Plastik zerfällt nur mit der Zeit zu immer kleineren Partikeln, die aber nie vollständig verrotten. Deshalb werden Plastikabfälle, die in der Umwelt verbleiben, in Form von Mikroplastik zum Dauerproblem!
Sonderfall Zigarettenkippen
Zigarettenkippen sind weltweit das häufigste Abfallprodukt in der Umwelt und stellen somit ein gravierendes Sondermüllproblem dar.
2/3 aller gerauchten Zigaretten landen nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf dem Boden. Weltweit gelangen so etwa 4,5 Billionen Zigarettenkippen pro Jahr in die Umwelt. Was vielen Rauchern nicht bewusst ist: Nicht nur Rauchen schadet der Gesundheit. Auch Zigarettenkippen sind beileibe nicht nur ein ästhetisches Problem.
Wir alle wissen, dass Kippen stinken. Und das kommt nicht von ungefähr, sondern liegt an bis zu 7.000 Chemikalien, die in Zigarettenkippen enthalten sind - viele davon giftig, mindestens 50 krebserregend. Beispiele sind Arsen, Benzol, Blei, Cadmium, Chrom, Formaldehyd, Kupfer und vor allem das Nervengift Nikotin.
Aus den Filtern ausgewaschen gelangen die Giftstoffe in den Boden, das Grundwasser und die Gewässer und gefährden alle Lebewesen, die damit in Berührung kommen. Zudem sind die Filter zum großen Teil aus Plastik und belasten als Mikroplastik dauerhaft und gravierend die Umwelt.
Verschmutzung der Meere
Da Kunststoffabfälle sich nicht zersetzen, gelangen große Müllmengen in die Meere. 80 % der Müllmenge im Meer kommt vom Land und wird über Flüsse und Ufer eingetragen. Mehr als 150 Millionen Tonnen Plastikmüll lagern schon in den Ozeanen. Pro Jahr kommen schätzungsweise drei Millionen Tonnen hinzu. Sie bilden zum Teil große Inseln aus Müll.
Mittlerweile gibt es weltweit fünf große Müllstrudel. Der “Great Pacific Garbage Patch” ist der größte bekannte Müllstrudel und erstreckt sich von der Westküste Nordamerikas bis nach Japan im Nordpazifik. Der Strudel wird auf eine Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern - das ist das 4-fache der Fläche Deutschlands - geschätzt.
Die Giftstoffe, die beispielsweise in Zigarettenkippen enthalten sind, gelangen letztendlich auch in Seen, Flüsse und ins Meer. Die gravierenden Auswirkungen auf Wasserlebewesen sind vielfach wissenschaftlich untersucht und dokumentiert. Sie reichen von Genveränderungen und Verhaltensänderungen bis hin zum Tod.
Forscher der Universität San Diego haben nachgewiesen, dass eine einzige Zigarette, aufgelöst in einem Liter Wasser, nach vier Tagen Fische tötet. In den Fischen können sich manche Gifte ansammeln und gelangen so auch in die Nahrungskette und auf unseren Esstisch.